Kognitives Dysfunktionssyndrom beim Hund erkennen

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Dr. med. vet. Gaby Wyss, Dipl. ECVN
31.08.2025

Kognitives Dysfunktionssyndrom beim Hund – erkennen, verstehen, begleiten

Ein Hund begleitet uns oft über viele Jahre mit Freude, Neugier und einer unvergleichlichen Treue. Umso schwieriger ist es, wenn sich im Alter Veränderungen zeigen: vertraute Routinen werden vergessen, der Hund wirkt orientierungslos oder verhält sich ungewohnt. Eine mögliche Ursache für diese Symptome ist das kognitive Dysfunktionssyndrom (CDS); eine unter Hunden häufige Erkrankung, die in vielen Aspekten der Demenz beim Menschen ähnelt.
Die gute Nachricht: Wer die ersten Anzeichen erkennt und frühzeitig handelt, kann die Lebensqualität seines Lieblings deutlich verbessern.
Was ist das kognitive Dysfunktionssyndrom?
CDS ist eine altersbedingte, fortschreitende Veränderung im Gehirn, die vor allem bei Hunden ab 8 Jahren auftritt. Durch den natürlichen Alterungsprozess verändern sich Nervenzellen und die Menge wichtiger Botenstoffe wie Dopamin und Serotonin nimmt ab. Die Folge: Orientierung, Lernfähigkeit und Verhalten können sich langsam, aber stetig verändern.
Typische Anzeichen für das kognitive Dysfunktionssyndrom sind:
  • Orientierungslosigkeit: Stehenbleiben ohne erkenntlichen Grund, im Kreis laufen oder Schwierigkeiten, sich im gewohnten Umfeld zurechtzufinden
  • Gestörter Tag-Nacht-Rhythmus: nächtliche Unruhe, Herumwandern oder vermehrtes Schlafen am Tag
  • Verlust der Stubenreinheit: plötzliches Lösen im Haus trotz früherer Zuverlässigkeit
  • Verändertes Sozialverhalten: Rückzug, geringere Freude an Spiel oder Nähe
  • Verminderte Reaktion auf Kommandos; nicht aus Ungehorsam, sondern oft durch veränderte Wahrnehmung
Die Symptome entwickeln sich meist schleichend. Häufig fallen sie zunächst nur in kleinen Alltagsmomenten auf. Beobachten Sie Ihren Hund genau. Treten mehrere dieser Anzeichen über längere Zeit auf, sollte dies ernst genommen werden.
Was tun, wenn Sie erste Anzeichen bemerken?
Bei Veränderungen im Verhalten oder in den Gewohnheiten Ihres älteren Hundes ist ein Besuch beim Spezialisten der richtige Schritt. TierärztInnen stellen die Diagnose auf Basis der Beobachtung klinischer Symptome und führen eine gründliche Untersuchung durch, um andere mögliche Ursachen wie Schmerzen, Seh- oder Hörverlust oder Stoffwechselerkrankungen auszuschliessen.
Wird CDS diagnostiziert, wird mit unseren SpezialistInnen ein persönlicher und individueller Plan ausgearbeitet, um Ihren Liebling bestmöglich zu unterstützen.
Unterstützung und Behandlung
CDS ist leider nicht heilbar, doch der Verlauf der Krankheit kann durch gezielte Massnahmen positiv beeinflusst werden.
Dazu zählen unter anderem:
  • Spezielle Ernährung mit Antioxidantien, Omega-3-Fettsäuren und weiteren Nährstoffen können unterstützend wirken.
  • Medikamentöse Unterstützung, um die Durchblutung des Gehirns zu fördern und das Gleichgewicht der Botenstoffe zu stabilisieren.
  • Anpassungen im Alltag: feste Routinen, eine sichere und gut strukturierte Umgebung, geistige Anregung durch leichte Trainingseinheiten oder Suchspiele.
Obwohl das kognitive Dysfunktionssyndrom eine nicht heilbare, langsam voranschreitende Krankheit ist, kann eine frühzeitige Diagnose und Behandlung mit unterstützenden Massnahmen den Verlauf positiv beeinflussen.
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