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Magendrehung beim Hund: Eine lebensbedrohliche Notfallsituation

Dr. med. vet. FVH Reto Curti
16.11.2025

Magendrehung beim Hund: Eine lebensbedrohliche Notfallsituation

Notfallsituationen bei Kleintieren sind nicht immer gleich bedrohlich, wobei die Einstufung der Dringlichkeit für Laien oftmals schwierig ist. Im Zweifelsfall lohnt sich der Besuch beim Tierarzt oder bei der Tierärztin.
Besonders gilt dies für einen der dringlichsten Notfälle von dem vor allem grosse Hunderassen betroffen sind: der Magendrehung.
Bei dieser wird der Hund plötzlich unruhig, versucht sich immer wieder zu übergeben - dabei kommt aber oftmals nur wenig oder nichts heraus. Zudem nimmt der Bauchumfang deutlich zu, während sich der Allgemeinzustand zugleich allmählich verschlechtert.
Dann ist es entscheidend, die ersten Anzeichen des Krankheitsbildes rasch zu erkennen und richtig zu handeln. Denn bei einer Magendrehung handelt es sich um eine lebensbedrohliche Notfallsituation und es zählt jede Minute.
Was ist eine Magendrehung beim Hund?
Bei einer Magendrehung; in der Fachsprache Torsio ventriculi oder GDV (Gastric Dilatation-Volvolus) genannt, dreht sich der Magen des Hundes um seine Längsachse. Dabei werden sowohl der Eingang als auch der Ausgang verschlossen, so dass Luft und Flüssigkeit nicht entweichen können. Der Magen bläht sich zunehmend auf, und die unterbrochene Blutzirkulation führt zu einem hypovolämischen Schock und Teile des Magens können absterben. Ohne schnelle Intervention führt dieses Kreislaufversagen zum Tode des Hundes.
Wie entsteht eine Magendrehung?
Die genaue Ursache für eine Magendrehung ist immer noch nicht vollständig geklärt. Aus tierärztlichen Studien geht aber die Vermutung von einer Kombination aus anatomischer Veranlagung und äusseren Faktoren hervor. Häufig tritt eine Magendrehung kurz nach dem Fressen auf; insbesondere dann, wenn sich der Hund danach intensiv bewegt oder springt.
Folgende Faktoren können das Risiko einer Magendrehung erhöhen:
  • Körpergrösse
  • Körperform
  • Schnelles Fressen oder hastiges Schlingen
  • Stress oder Nervosität
  • Luftschlucken beim Fressen (Aerophagie)
  • Aufnahme grosser Futtermengen auf einmal und übermässiges Bewegen nach der Fütterung, früher ebenfalls verdächtigt, scheinen weniger relevant zu sein
Welche Hunde sind besonders gefährdet?
Vor allem grossen und tiefbrüstigen Hunderassen neigen zu Magendrehungen. Dazu zählen beispielsweise: die Deutsche Dogge, Weimaraner, der Dobermann, Berner Sennenhunde oder Setter. Allgemein gilt, dass Hunde unter 20kg Körpergewicht kaum Magendrehungen bekommen können. Magendrehungen treten sowohl bei jungen als auch bei älteren Tieren auf.
Wie erkenne ich eine Magendrehung?
Je früher erste Symptome erkannt werden, desto höher ist die Überlebenschance des betroffenen Hundes. Zu den typischen Anzeichen zählen:
  • Unruhe, ständiges Umherlaufen
  • Würgebewegungen ohne tatsächliches
    Erbrechen von Mageninhalt
  • Sichtbare Aufblähung des Bauchs, vor allem im Bereich hinter den Rippen
  • Atemnot oder schneller Herzschlag
  • Apathie, Abgeschlagenheit bis hin zu Kreislaufschwäche
Diese Symptome verschlechtern sich in aller Regel schnell. Sobald der Verdacht auf eine Magendrehung besteht, gilt: sofort eine Tierklinik oder einen Tierarzt, eine Tierärztin aufsuchen.
Wie wird eine Magendrehung behandelt?
Oftmals ergibt bereits die Anamnese den starken Verdacht auf eine Magendrehung. Daraufhin wird sofort versucht, den Kreislauf des Hundes mit einer intensiven Infusionstherapie zu stabilisieren und den Magen abzugasen. Erst danach wird eine rechtsseitige Röntgenaufnahme des Magens erstellt und die exakte Diagnose erstellt.
Anschliessend erfolgt eine Operation in Vollnarkose, bei der der gedrehte Magen vorsichtig in seine ursprüngliche Lage zurückgedreht wird. In manchen Fällen können bei der Drehung Blutgefässe reissen, die gestillt werden müssen. Auch ist eine Entfernung der Milz nicht immer zu vermeiden. Danach wird geprüft, ob abgestorbenes Magengewebe vorhanden ist und ebenfalls entfernt werden muss.
Ein wichtiger Teil des Eingriffes besteht in der sogenannten Gastropexie, der Fixierung des Magens an der rechtsseitigen Bauchwand, um zukünftige Magendrehungen zuverlässig zu verhindern.
Je schneller der Eingriff erfolgt, desto besser stehen die Chancen auf Heilung. Wird zu lange gewartet, kann es zu irreversiblen Schäden kommen; etwa durch absterbendes Gewebe, welches zu Rhythmusstörungen führen kann oder durch eine Blutvergiftung.
Wie kann ich einer Magendrehung vorbeugen?
Auch wenn sich Magendrehungen nicht immer verhindern lassen, können folgende Massnahmen das Risiko deutlich senken:
  • Bei Risikorassen kann sich eine prophylaktische Gastropexie (Annähen des Magens an der Bauchwand) als sinnvoll erweisen, da so eine Magendrehung verhindert werden kann
  • Für eine ruhige Umgebung beim Fressen sorgen
  • Langsames Fressen fördern (z. B. mit Anti-Schling-Näpfen)
  • Allenfalls: Kein Toben, Rennen oder Springen direkt nach dem Fressen
  • Allenfalls: Mehrere kleine Mahlzeiten pro Tag statt einer einzigen grossen füttern
Eine Magendrehung beim Hund ist ein medizinischer Notfall; der ohne schnelle Behandlung zum Tode führt. Doch rechtzeitig erkannt und schnell gehandelt, bestehen gute Heilungschancen. Wer die Risikofaktoren und die Symptome kennt und beachtet, kann viel dazu beitragen, seinen Liebling zu schützen und ihm im Falle eines Notfalls wertvolle Zeit zu verschaffen.
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